Das zweigeschossige Fachwerkhaus wurde 1742 an der Langen Straße neu errichtet, um seinerzeit dem Pastor bis etwa 1950 als Wohnhaus zu dienen. Das Präsentationsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle lag dabei lange bei den jeweiligen Schlossherren auf Crassenstein, die Unterhaltung war Sache der Gemeinde. Die Kirchengemeinde erwarb das Haus schließlich für 20.000 DM von der politischen Gemeinde und damit auch endgültig die Pflicht zur Unterhaltung.
Die Dachkonstruktion und die Stockwerkbauweise sind auffallend ausgeführt, da die Stockwerke in sich ausgesteift sind. Um 1906 wurden zunächst die westliche Fassade und später dann die 2. Fassade massiv erneuert.
1982/1983 baute man an der westlichen Giebelseite den eingeschossigen Pfarrsaal an. Eine Freitreppe an der Langen Straße wurde mit deren Ausbau an der Ostseite entfernt, der Eingang wurde an die Südseite verlegt. Beim Ausbau packten viele tatkräftige Helfer mit an, allen voran Pater Markus Schulz OFM als damaliger Pfarrverwalter, der das Handwerk des Maurers ursprünglich erlernt hatte. Ebenso legten auch Mitglieder des Kirchenvorstandes und der stellvertretende Bürgermeister Bruno Stolzenberg eifrig Hand an, um damit eine Stätte für die Gemeinde und das Gemeindeleben zu schaffen. Auch der Erlös des Pfarrfestes z.B. wurde 1983 zur Finanzierung verwendet.
Als Namen einigten sich 1983 der Kirchenvorstand und der Pfarrgemeinderat auf „Karl-Leisner-Heim“, um diese beispielhafte Persönlichkeit im Bereich der Jugendarbeit zu ehren. Nach der Diakonweihe wurde Karl Leisner von den Nationalsozialisten verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau transportiert. Kurze Zeit nach der Befreiung durch die Amerikaner starb er an den Folgen dieser Haft.
Den Vorplatz legte man 1994 unter Leitung von Pfarrer Johannes Klein mit der zugehörigen Lindenallee und der Mauer an. Ein Schlüssellocheffekt regt die Passanten auf der Langen Straße an, vom Lärm und täglichen Treiben Abstand zu nehmen und in Ruhe zu verweilen. 1996 schließlich schuf der Sünninghausener Künstler Werner Klenk eine Büste, die an die Person und an das Werk Karl Leisners erinnert und von Bischof Reinhard Lettmann geweiht und im Eingangsbereich aufgestellt wurde.
(Heinz Loddenkemper)