Von drei Hofstellen zur Dorfmitte?

(Heinz Loddenkemper)

Der Dorfplatz liegt südlich der früheren Dorfmitte ( Alter Kirchplatz, Schule, 3  Gasthäuser ) unseres  ehemaligen Kirchdorfes. Hier waren früher die Hausnummern Lange Str. 47 und 49 vergeben. Es standen dort 3 kleinere Hofstätten.

Der älteste  und nachgewiesene Hof ist laut Schatzregister  die Hofstelle Bureck  (später Bureick) , die erstmals dort 1534  erwähnt wird. Die Familie Bureick übernahm auch im 19. Jahrhundert die östlich gelegene Stelle Hahne. Dieser gesamte Hof wurde dann 1966 an die Gemeinde verkauft, um den Bebauungsplan Lange Str. Ost zu realisieren. Die Familie Bureick zog danach  nach Ostenfelde auf ein landwirtschaftliches Anwesen um, der Hof in Diestedde wurde 1968 abgebrochen.

Das Urkataster von 1821 weist die Hofstellen Naschert und Hahne aus. Naschert wurde bereits 1750 als Pferdekötter (status animarum , Kreisarchiv WAF, Amt Wadersloh Akte B 222, Heft 1) erwähnt, heute trägt dieser Hof den Namen Krone. Nach dem Verkauf an die Gemeinde 1964 wurde der Hof an die heutige Spiekersstr. umgesiedelt, die Gebäude  auf dem Dorfplatz wurden  im Rahmen einer Feuerwehrübung 1967 abgebrannt.  Die Dorfkapelle an der Langen Straße weist jedoch auch heute noch auf diese Familie hin, da diese Familie sie etwa um 1908 durch den Diestedder Bauunternehmer Plassmann an dieser Stelle errichten ließ. Die Familie wollte für eine 1858 abgebrochene Kapelle einen würdigen Raum als vierte Station der Fronleichnamsprozession schaffen. Die Kapelle wurde schließlich am 7. März 1979 vom Heimatverein für 10 DM gekauft, um sie vor dem weiteren Verfall zu bewahren und zu restaurieren. 2010 schließlich musste der Heimatverein sie erneut restaurieren. In ehrenamtlicher Arbeit  wurden unter anderem das Dach erneuert und eine Drainage angelegt.

Weitere Veränderungen am Dorfplatz wurden aus Anlass  des 850-jährigen Dorfjubiläums 1986 ausgeführt, da der Platz seinerzeit kaum genutzt wurde. Planung und Durchführung lagen damals beim Eigentümer.  Der Heimatverein legte durch ehrenamtliche Helfer einen kleinen Teich mit einer Holzbrücke mit Blumenbeeten und Sträuchern an, der inzwischen einem zentralen Spielplatz weichen musste.

Ein Femetisch wurde zur Erinnerung an die frühere Gerichtsstätte (Thingstätte) im Mittelalter aufgestellt. Es  ist eine Steinplatte, die auf 2 Granitfindlingen  (eine Spende der Sparkasse Beckum-Wadersloh) ruht  und mit einem Medaillon aus Bronze versehen ist.

1990 konnte Dank einer privaten Spende eines Diestedder Bürgers die „Bauernfamilie“ (Bauer, Bäuerin, Mädchen) nach einem Entwurf des Künstlers Werner Klenk  (Sünninghausen)  aus Bronze gegossen und aufgestellt werden, wobei  die Figuren zunächst drehbar mit einem Glockenton ausgeführt waren.

Abgesehen von gelegentlichen Verkaufs- und Festveranstaltungen (Antreten der Schützen und Krönung des Königspaares am Schützenfest) wurde der Platz lediglich  ab und an als Spielplatz für Kinder genutzt.  Die Gemeinde stellte dann den Holzpavillon auf, um Bekanntmachungen auszuhängen und für die Vereinsaushänge Schaukästen  zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen des Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden“ besuchte 1995 die Landesbewertungskommission Westfalen-Lippe Diestedde  und begutachtete unter anderem auch den Dorfplatz. Dabei wurde bemängelt, dass der Platz „ohne erkennbare Funktion“ sei. Zudem sei er „zu weitläufig“  und bedürfe „dringend einer Begrenzung“, so Dr. Wetzlar in seinem Gutachten  vom 23. November 1995.

2004 schließlich sollte der südliche Teilbereich  mit einer Apotheke, die in Diestedde schmerzlich vermisst wurde,  bebaut werden. Nach deutlicher Kritik durch den Schützenverein fand sich für  die Apotheke  im  ehemaligen Textilgeschäft Schomaker im Jahr 2006 ein geeignetes Mietobjekt. Der heutige zentrale Spielplatz wurde 2008 nach erheblichen Diskussionen z. B. wegen der vorbeiführenden Verkehrsachse der Langen Straße eingerichtet. Ein Klettergerüst und eine Matschanlage wurden aufgebaut, ein Metallzaun  soll die Kinder von den vorbeifahrenden Autos  abtrennen. Durch diese Anlage soll  insgesamt die Dorfgemeinschaft und die Verständigung der Generationen gefördert werden. 
Der Aufmarsch der Schützen ist auch jetzt ohne größere Probleme möglich.

Die Kapelle an der Langen Straße

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Bild: Fritz Streffer