Dat Rüenland

Nach dem 30jährigen Krieg trieb ein riesengroßer schwarzer Hund in der Bauerschaft Entrup sein Unwesen und richtete dort viel Schaden an. So hat er während der Erntezeit immer wieder die zu Hocken aufgestellten Getreidegarben auseinandergeworfen, die Strohseile der Garben zerbissen und die Halme zerstreut. Auch belästigte der kalbsgroße Hund die Mägde beim Melken, warf sie von den Melkschemeln, verschüttete die Milch und erschreckte die Kühe. Dem Gutsbesitzer Gerwin, der am meisten unter den Nachstellungen des Hundes zu leiden hatte, kam schließlich die rettende Idee. Er ließ im Jahre 1704 dort, wo der Hund am häufigsten auftauchte, einen Bildstock mit dem Bild des heiligen Hubertus aufstellen. Seitdem wurde der Hund nie mehr gesehen. Der Bildstock ist mittlerweile verfallen, aber das Gelände dort heißt noch immer im Volksmund »Rüenland«.


Die Rache der enttäuschten Zecher
Peter Fiß / Heinz Loddenkemper

Es war an einem lauen Sommerabend. Nach dem erledigten Tagwerk gönnten sich einige junge Männer in Pevelings altem Gasthof im Schatten der 3. Diestedder Kirche am früheren Kirchplatz etliche kühle Biere und auch wohl einige Schnäpse, um ihren Durst zu stillen. Die Stunden vergingen wie im Flug, bis die immer munterer werdende Runde der Zecher abrupt durch den Beginn der Polizeistunde beendet wurde. Die Zecher wollten jedoch noch weitere Biere genießen, sie wurden jedoch kurzerhand vom Wirt vor die Tür gesetzt, da es allen doch wohl reichte. Was nun?

Da kam der unternehmungslustigen Truppe die Kutsche in der nahen Remise von Franz Peveling gerade recht. Sie wurde im Schutz der Dunkelheit über die Straße in Richtung Schloss Crassenstein gerollt. An der Gräfte angekommen entledigten sich die Burschen etlicher Kleidungsstücke, um diese wohl zu schonen. Dann  schoben und trugen sie die Kutsche vollständig auf die kleine Insel inmitten der Gräfte  und stellten sie dort ab, so wie diese vorher in der Remise gestanden hatte.

Nach vollbrachtem Werk zogen sie ihre abgelegten Kleider wieder an und machten sich unerkannt im Schutz der Nacht aus dem Staub und wohl auch abgekühlt auf den Heimweg. Pevelings Franz vermisste am nächsten  Tag die Kutsche, die Diestedder rieben sich verwundert die Augen, als sie das Werk bestaunten. Wie kam die Kutsche wohl auf die kleine Insel, und was sollte sie dort vor allem im Reich der staunenden und aufgeregt schnatternden Enten und quakenden Frösche?


Freunde beim Sägewerk Röllmann
Peter  Fiß /  Heinz Loddenkemper

Gegenüber vom alten Bahnhof lag früher an der Münsterstraße das Sägewerk Röllmann, in dem einige kräftige Gesellen die anfallenden Arbeiten verrichteten. Während der Mittagspause suchten diese häufiger die gegenüberliegende Bahnhofsgaststätte an der Bahnlinie Lippstadt – Beckum auf. Seinerzeit wurden an diesem Bahnhof sogar noch Güter abgefertigt, und mehrere Personenzüge verkehrten täglich auf dieser Strecke nach Münster. Die Gaststätte war so ein beliebter Treffpunkt nicht nur für die Reisenden, sondern auch für die Diestedder.

Die Arbeiter nutzten die Mittagspause zur Erholung von ihrer anstrengenden Arbeit und tranken auch das ein oder andere Bier. Einmal fiel diese Mittagspause etwas länger aus, und man trank wohl reichlich Bier und Schnaps. Einer der Zecher nutzte diese Pause nun sehr gründlich aus, er wurde schließlich zunächst etwas lauter und danach dann sehr müde. Seine Arbeitskameraden steckten ihn schließlich ohne nennenswerte Gegenwehr in einen großen Sack. Ein auf dem toten Gleis abgestellter Kranwagen verschärfte die Situation zusehends. Man hing den Sack mitsamt Arbeiter an den Kran und zog ihn danach hoch. Er baumelte am Kran über dem toten Gleis.

Die anderen Arbeiter gingen danach wieder ihrer Arbeit im Sägewerk nach. Der fehlende Mann wurde im Sägewerk zunächst nicht vermisst und schlummerte selig im Sack – am Kranwagen hängend. Erst ein vorbeifahrender Zug weckte ihn auf. Der so Gefangene rief laut um Hilfe, bis seine Mitstreiter den Gefesselten nach geraumer Zeit aus seiner misslichen Lage befreiten, da neben der Schadenfreude das schlechte Gewissen doch wohl für eine innere Unruhe gesorgt hatte.