eine ehrenamtliche Kraftleistung vieler Diestedderinnen und Diestedder
(Heinz  Loddenkemper)

Planungsphase

Übersicht Hangkamp

Der Naturpark Hangkamp liegt unweit des früheren Dorfmittelpunktes, nordwestlich der heutigen St. Nikolaus Kirche und grenzt direkt an den Kirchenpark an. Er wurde anlässlich der Teilnahme am Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ 1989 geplant. Die Idee wurde aber bereits 1986 im Zuge der Jubiläumsvorbereitungen zur 850- Jahr- Feier geboren. Die untere Landschaftsbehörde des Kreises Warendorf konzipierte seinerzeit den Gestaltungsplan, nachdem beim genannten Wettbewerb zuvor eine Silbermedaille (1979) und 1986 eine Bronzemedaille gewonnen worden waren.

Das Gelände von mehr als 10 000 Quadratmetern wurde gepachtet. Über 100 hilfsbereite Diestedder Bürgerinnen und Bürger wirkten in ehrenamtlicher Arbeit beim Aufbau mit und leisteten seinerzeit etwa 1800 Arbeitsstunden, um das zuvor landwirtschaftlich genutzte Gelände zu einem ökologisch wertvollen Naturpark umzugestalten.

Ende 1989 wurde z. B. eine Pflanzaktion mit 80 Helfern durchgeführt, die etwa 4.000 Pflanzen einsetzten. Nach einem Pressetermin, an dem der damalige Oberkreisdirektor Dr. Wolfgang Kirsch teilnahm, besuchte sogar der damalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer im Rahmen des Bundes- Schülerwettbewerbs (Grundschule) „Umweltschutz vor unserer Haustür“ Diestedde, um dem Vorsitzenden des Heimatvereins Werner Eckey stellvertretend für alle Helferinnen und Helfer zu diesem Werk zu gratulieren.

Trockenmauer

Durchführung

Eine Trockenmauer (ca. 1 m – 1,5 m hoch) und teilweise auch eine Wallhecke trennen den Naturpark von der nahen Oelder Straße und der heutigen Münsterland-Reitroute, um den Boden vor weiterer Erosion zu schützen und den Bodenabtrag zu mindern.

Die Stützmauer (ohne Mörtel, Fugen nicht verfüllt) bietet Lebensraum für Pflanzengesellschaften, die an extreme Standortbedingungen angepasst sind, aber auch für Tiere (z. B. Erdkröten, Laufkäfer, Hummeln, Wildbienen). Die traditionell gewachsene Landschaft soll somit erhalten werden. Eine Magerrasenkultur mit einer nicht gedüngten  Naturblumenwiese wurde angelegt in Verbindung mit Streuobst, das dem traditionellen früheren Obstbau entspricht. Hochstämmige alte Sorten ohne Einsatz von synthetischen Behandlungsmitteln haben wichtigen Anteil (Genreservoir alter Apfelsorten) am ökologischen Nutzen. In der Krautschicht findet sich eine artenreiche Tierwelt von Insekten und Spinnen (Biozönose).

Übersicht Bauerngarten

Im Bauerngarten pflanzte man Blumen, Kräuter, Gemüse und auch Wildpflanzen an, ein Komposthaufen dient zur Sammlung organischer Abfälle, Regenwasser wird inzwischen aufgefangen, Schmetterlingsarten werden von nektarreichen Pflanzen (z. B. Blaukissen, Goldlack, Lavendel, Ysop, Phlox, Fetthenne) angezogen, Futterpflanzen für Raupen (Salweide, Weißdorn, Schlehe, Kreuzdorn) sind eingesetzt worden. Eine Hecke mit standorttypischen Pflanzen grenzt den Bauerngarten vom Kindergartengelände ab (Stieleiche, Hartriegel, Hundsrose, Walnuss, Wildapfel, Vogelkirsche u. a. ).

An den Kleingewässern stehen Kopfweiden, Strauchweiden und auch eine Erlengruppe, die vom Regenwasser des Kirchendaches aus bewässert werden.

Preise und Fördergelder

Diese gesamte Anlage wurde mit etlichen Preisen und auch Fördergeldern bedacht, die diese Anlage ermöglichten. Die Gemeinde Wadersloh veranstaltete zunächst eine „Olympiade der guten Ideen“ (1990) und zeichnete den Heimatverein Diestedde mit einem Umweltpreis für die gesamte Anlage mit 10.000 DM aus, an Landesmitteln wurden 12.500 DM vergeben. 1991 folgte der Umweltpreis des Kreises Warendorf (Landrat Josef Predeick, Oberkreisdirektor Dr. Wolfgang Kirsch) mit 300 DM für die umfangreichen Aktivitäten. 1992 wurde die Goldmedaille („Unser Dorf soll schöner werden“; 2. Rang) verliehen, und für das Modellprojekt  „Ökologisches Dorf“ gab es den Anerkennungspreis von 20.000 DM. Die Goldmedaille im 1. Rang komplettierte schließlich 1994 auf Kreisebene die Ehrungen für den Heimatverein und seine zahlreichen und tatkräftigen Helfer. Der Kreis Warendorf steuerte für den Ankauf der Obstbäume 1.800 DM bei.

Ergänzungen und Verbesserungen

Weitere Ergänzungen und Verbesserungen schlossen sich an. Die Kirchendachentwässerung leitete man 1993 zur Vernässung in die beiden Biotope ein. Die Landjugend Diestedde errichtete 1995 im Rahmen einer 72-Stunden-Aktion ein Bienenhaus; die Bienen werden seither ehrenamtlich durch eine Diestedder Imkerin professionell betreut.

Z. Zt. sind dort 7 Völker (obgleich die Varoamilbe erhebliche Schäden angerichtet hatte) beheimatet, die hoffentlich eifrig Nektar sammeln und so für die Bestäubung der Natur- und auch der Kulturpflanzen sorgen. 1999 konnten sogar rekordverdächtige 350 kg Honig geerntet werden. Außer diesen Honigbienen leben nur noch die Hummeln in solchen staatsähnlichen Organisationsformen. Zu einem Bienenvolk gehören zwischen 30.000 und 70.000 Arbeitsbienen. Eine solche Arbeitsbiene trägt während der Tracht auf ca. 50 Flügen höchstens 1 Gramm Nektar zum Stock. Dabei legt eine Arbeitsbiene etwa 7 Millionen Flugstunden zurück mit insgesamt schätzungsweise 8 Millionen Blütenbesuchen, um 1 Pfund Honig in den Stock zu bringen. Der gesamte zurückgelegte Weg entspricht dabei einem dreimaligen Flug rund um den Erdball.

Bienenhotel

 Ein Wildbienenhotel ergänzt diese Anlage eines Bienenhauses, damit auch für einige der insgesamt über 5 000 Wildbienenarten „Wohnraum“ geschaffen wird. Diese  Bienen leben meistens einzeln und legen ihre Brutnester zumeist in der Erde, in hohlen Pflanzenstengeln oder auch in kunstvollen Mörtelbauten (Trockenmauern) an.  Die in die Holzstämme gebohrten Löcher dienen also ebenfalls deren Aufzucht von Nachwuchs, das Sammeln von Blütenstaub und Nektar soll somit begünstigt  werden. Die Befruchtung der Pflanzen (auch der Kulturpflanzen) wird damit erleichtert. Ohne die Honigbienen und ohne die Wildbienen würden keine neuen Früchte  nachwachsen, da die Bestäubung unerlässlich ist.

2010 legte der Heimatverein einen Sitzplatz mit einem  jungen Eichenbaum an. Die Deelensteine für den Boden spendete Norbert Stienemeier. Dieser Platz ist dem  Ehrenmitglied des Heimatvereins Josef Laukötter gewidmet, der die Anlage des Hangkamps im Gefolge der 850-Jahr Feier Diesteddes maßgeblich beeinflusst hat. Eine  weitere Sitzbank stiftete der Hegering Liesborn‑Diestedde 2013 und stellte diese in der Nähe des Wildbienenhotels am Spazierweg auch auf.

 Pflege und Bewirtschaftung

Der Hangkamp wird ehrenamtlich von der Untergruppe „DieAktiv“ in Ordnung gehalten, d. h. Obstbäume werden fachgerecht beschnitten, die Äpfel werden vom Saftmobil ausgepresst, die Hecken werden nötigenfalls „auf den Stock gesetzt“, die randlichen Bäume werden gelegentlich gestutzt. Solche Verjüngungsmaßnahmen sind ab und an notwendig, um den Schattenwurf z. B. einzugrenzen. Sie werden stets nach genauer Rücksprache mit dem Amt für Planung und Naturschutz des Kreises Warendorf ausgeführt, da die Gehölze sonst überhand nehmen würden und die Wildblumenwiese in ihrer Vielfalt leiden würde. Die Obst- und auch die Mähwiese müssen etwa einmal pro Jahr gemäht werden, wobei das Mähgut abgefahren wird ( Magerrasenkultur ).

Nur durch das Zusammenwirken vieler Behörden und die großzügigen Förderungen sowie die großartige ehrenamtliche Hilfe sehr vieler Diestedder Bürger, die neben ihrer Arbeitskraft oftmals auch Geräte und Maschinen zur Verfügung stellten und stellen, war die Einrichtung des Naturparks möglich und konnte und kann seit nunmehr über 25 Jahren erhalten werde

Trockenmauer

Bild 5 von 5

Bild: Doris Hörster